Reduktions- und Präventionsansätze zu Belastungen durch Personentransport im Rettungsdienst, Krankentransport, Behindertenbeförderung und Bestattungswesen

Projekt-Nr. IFA 0505

Status:

laufend

Zielsetzung:

Laut Daten des Statistischen Bundesamtes werden Menschen in Deutschland immer schwerer. Dies hat Konsequenzen für die eigene Gesundheit, aber beeinflusst berufsbedingt auch die Gesundheit anderer Menschen. Beim Krankentransport, bei der Behindertenbeförderung, im Rettungsdienst und von Bestattungsunternehmen werden regelmäßig Personen transportiert. Während die Hilfsmittel mittlerweile häufig an schwergewichtige Personen angepasst werden, steht die physische Belastung der Beschäftigten beim Transport bisher kaum im Fokus.

Die transportierten Personen werden mit einem Transportmittel meist gefahren oder über Teile des Transportweges getragen. Aufgrund unterschiedlicher Umgebungen, verschiedener eingesetzter Transportmittel/Hilfsmittel und des Zustands der Personen (bspw. unkooperativ oder ohne Muskeltonus) sind die Arbeitsbedingungen beim Transport einer Person nicht pauschal zu beurteilen. Verfügbare Transportmittel bieten neben den funktionalen Aspekten zur besseren Patientenversorgung zunehmend auch Eigenschaften, die eine Reduktion der Belastung durch Lastenhandhabung zum Ziel haben.

Fest steht, dass bspw. im Rettungsdienst 30 % der Beschäftigten überdurchschnittlich oft von Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes betroffen sind. Dies deutet auf eine hohe körperliche Belastung unter anderem durch das Heben und Tragen von Personen hin. Am IFA wurden in einer ersten Studie mit Rettungskräften Messdaten für die physischen Belastungen beim Patiententransport in Treppenhäusern unter Einsatz verschiedener Transportmittel erhoben (Projekt-Nr. IFA 4219 und 4224). Der Personentransport beschränkt sich jedoch nicht auf die Überwindung von Treppenhäusern. Er besteht vielmehr aus einer Transportkette, vom Antreffen der Person, über den Transport zum Fahrzeug und Aufnahme in das Fahrzeug bis hin zur Übergabe am Zielort – mit unterschiedlichen Transportmitteln.

Bislang fehlt es an einer umfassenden Analyse der Tätigkeiten im Personentransport, um physische Belastungsschwerpunkte in der Transportkette im Bereich der Krankentransporte, Behindertenbeförderung, Rettungsdienste und bei Bestattungsunternehmen zu identifizieren. Mithilfe messtechnischer Analysen sollen die Belastungen für ausgewählte Situationen aufgezeigt werden und verschiedene Hilfsmittel in vergleichenden Messungen untersucht werden. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen in der Prävention und zur Reduktion von Belastungen und Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes genutzt werden.

Aktivitäten/Methoden:

Im Rahmen einer Befragung in den Mitgliedsunternehmen sollen häufige Belastungsschwerpunkte in der Transportkette identifiziert werden. Es soll herausgestellt werden, in welchen Situationen Probleme auftreten, weil bspw. räumliche Gegebenheiten und/oder hohe Lasten und/oder eingesetzte Transportmittel die Beschäftigten physisch belasten. Auf Grundlage der Befragung wird eine Literaturrecherche und eine Produktrecherche durchgeführt, um besonders belastende bzw. häufig vorkommende Transportsituationen sowie jeweils geeignete Hilfsmittel zur Belastungsreduktion zu identifizieren und für die folgenden Untersuchungen zu priorisieren.

In Abhängigkeit vom Messaufwand werden zwei bis drei Transportsituationen ausgewählt und im Labor/Übungsplatz untersucht, wobei die Muskel-Skelett-Belastungen durch Bewegungserfassung und Kraftmessung (CUELA) in den oben genannten Gewerbezweigen messwertbasiert erfasst und bewertet werden sollen. Im Rahmen der Untersuchung ist geplant, konventionelle Hilfsmittel mit alternativen entlastenden Hilfsmitteln zu vergleichen. Für die Messungen werden bevorzugt Probanden aus den beteiligten Personentransportbereichen angeworben. Es soll pro Transportsituation ein konventionelles und möglichst ein alternatives Hilfsmittel mit fünf Probandenpaaren gemessen werden, insgesamt werden ca. 30 Probanden benötigt. Gegebenenfalls müssen Hilfsmittel für die Messungen angepasst werden um eine Sensoranbringung zu ermöglichen.

Ein besonderer Fokus der Studie liegt auf der Wirksamkeitsanalyse und dem Vergleich verschiedener Transporthilfsmittel, wobei die Analyse des Entlastungspotenzials nur bei Vorhandensein eines alternativen Hilfsmittels untersucht werden kann. Die Ergebnisse sollen in einem IFA Report und in nationalen Publikationen dokumentiert und auf Veranstaltungen präsentiert werden.

Stand:

09.03.2021

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • BG-übergreifend
  • UV-übergreifend
Branche(n):

Gesundheitswesen

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Erkrankungen, Handhabung von Lasten

Schlagworte:

Ergonomie, Heben und Tragen von Lasten, Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen)

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Personenbeförderung, Personentransport, Heben und Tragen, Prävention, Transportmittel

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