Machbarkeitsprüfung für toxikologisch-arbeitsmedizinisch begründete Kühlschmierstoff-Grenzwerte: Datendokumentation und Qualitätsbewertung

Projekt-Nr. FF-FP 0436

Status:

abgeschlossen 01/2021

Zielsetzung:

Die vorliegende Machbarkeitsprüfung für einen toxikologisch-arbeitsmedizinisch begründeten Kühlschmierstoff-Grenzwert beinhaltet drei Teile:

In Teil I wurden Befunde zu Kühlschmierstoffen (KSS) in ihrer Wirkung auf den Respirationstrakt aus der Epidemiologie und aus tierexperimentellen Studien dahingehend überprüft, ob sich daraus quantitative Schlussfolgerungen auf die gesundheitliche Wirkstärke einer KSS-Exposition ableiten lassen.

Teil II der Machbarkeitsprüfung analysiert Hinweise auf eine krebserzeugende Wirkung beruflicher KSS-Exposition.

Teil III untersucht den Sachstand zu toxikologisch-arbeitsmedizinischen Erkenntnissen bei Hautkontakt mit KSS.

Aktivitäten/Methoden:

Teil I:
Es wurden insbesondere KSS-Gemische im Gebrauch (einschließlich möglicher Verunreinigungen und Reaktionsprodukte) als einatembare Aerosole betrachtet, differenziert nach verschiedenen KSS-Typen (nichtwassermischbare, wassergemischte, teilsynthetische und synthetische KSS-Formulierungen).

Teil II:
Epidemiologische und tierexperimentelle Studien seit dem Publikationsjahr 2000 wurden ausgewertet. Ergänzend wurde geprüft, welche ggf. verursachenden Einzelstoffe (Inhaltsstoffe, Reaktionsprodukte und Kontaminanten) für eine tumorigene Wirkung verantwortlich sein könnten und welche Hinweise auf ein mögliches Wirkprinzip (z. B. gentoxische Mechanismen) vorliegen.

Teil III:
Hautkontakt kann die Hautschädigung, die perkutane Aufnahme von KSS und die Allergie bei Hautkontakt betreffen. Zu diesen Aspekten wurden die Erkenntnisse, auch bezüglich der einzelnen Inhaltsstoffe von KSS-Zubereitungen dokumentiert.

Ergebnisse:

Teil I:
Es zeigte sich, dass KSS trotz unterschiedlicher Zusammensetzung bei unterschiedlichem Gebrauch und unterschiedlicher Provenienz (Studien überwiegend aus Europa und USA) sehr ähnliche Wirkstärken in Bezug auf gesundheitliche Wirkungen im oberen und unteren Atemtrakt aufweisen. Es wird geschlussfolgert, dass trotz relevanter Unsicherheiten in der Bewertung die Etablierung eines KSS Grenzwerts aus toxikologisch-arbeitsmedizinischer Sicht machbar erscheint. Hierfür ist jedoch ein gut definiertes messtechnisches Verfahren zu etablieren, nach dem die Expositionsquantifizierung einheitlich vorgenommen wird. Flankierend zu einem KSS-Grenzwert wird empfohlen, zusätzliche spezifischere begleitende Grenzwerte zu etablieren, die (differenziert nach KSS-Typ und Anwendungsbedingungen) ergänzende Kontrollen auf differenzierte Belastungssituationen ermöglichen (z. B. auf metallische Verunreinigungen und ggfs. mikrobiologische Kontaminanten). Die Vorgehensweise zur Ableitung entsprechender flankierender Grenzwerte wurde im vorliegenden Rahmen nicht adressiert.

Teil II:
Es ist danach derzeit nicht mit hinreichender Sicherheit davon auszugehen, dass der Umgang mit KSS eine krebserzeugende Wirkung beinhaltet. Die Befunde legen jedoch einen Verdacht auf krebserzeugende Wirkung bei Tätigkeiten in der Metallbearbeitung mit KSS nahe. Angesichts der heterogenen und widersprüchlichen Aussagen wird auf Grund der vorliegenden Daten empfohlen, die Erkenntnislage durch gezielte Studien zu verbessern, zum Beispiel durch Monitoring auf gentoxische Effekte von KSS und durch geeignete epidemiologische Studien, die auch die spezifische Belastung in Deutschland bei aktuellem Sachstand widerspiegeln.

Teil III:
Dermatologische Wirkungen werden als zentrales gesundheitliches Problem beim Umgang mit KSS identifiziert. Die berichteten Daten sollten bei der Formulierung von KSS Berücksichtigung finden.

Stand:

23.04.2021

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe GmbH (FoBiG)
Branche(n):

Metallbearbeitung

Gefährdungsart(en):

Gefahrstoffe

Schlagworte:

Grenzwert, Prävention

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Kühlschmierstoffe, Grenzwerte